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zusammenLeben ohne Gewalt

Gewalt an Kindern

Erziehungsverhalten in Österreich

Wie sich Einstellung und Verhalten der österreichischen Eltern in Erziehungsfragen geändert haben und wie häufig Eltern Gewalt als Erziehungsmittel dient, wurde in der Studie "Familie - kein Platz für Gewalt!(?) 20 Jahre gesetzliches Gewaltverbot in Österreich" (Hg: BMWFJ, 2009)  untersucht.

Die Studie vergleicht Einstellung und Verhalten der Eltern in Erziehungsfragen in Schweden, Deutschland und Österreich (mit gesetzlichem Gewaltverbot) sowie Frankreich und Spanien (ohne Gewaltverbot; Spanien hat inzwischen ein Gewaltverbot eingeführt).

Sie zeigt, dass Eltern in Ländern, in denen ein Verbot von Gewalt besteht, weniger Körperstrafen anwenden, und eher gewaltfreie Wege finden, unerwünschtes Verhalten zu sanktionieren, als in Ländern ohne eine derartige gesetzliche Regelung.

Knapp 90 % der Eltern und Jugendlichen in Österreich streben eine möglichst gewaltfreie Erziehung an und sehen diese als erzieherisches Ideal. Diese Haltung teilen Eltern mit Migrationshintergrund mit etwa 80 %.

Gewaltbelastete Eltern sehen einen gewaltfreien Erziehungsstil mit 61 % am wenigsten als Ideal an. Wenn sich davon auch nur 40 % eine Erziehung ohne körperliche Sanktionen vorstellen können, meinen doch 85 % der gewaltbelastet erzogenen Jugendlichen und 73 % der gewaltbelastet erziehenden Eltern, dass "Eltern lieber mit ihren Kindern reden sollten als gleich eine lockere Hand zu haben".

30 % der Eltern in Österreich erziehen ohne Gewalt

Heute erziehen etwa 30% der Eltern in Österreich ihre Kinder ohne Gewalt. Ein Vergleich mit einer Erhebung aus dem Jahr 1991 zeigt, dass die heutige Elterngeneration seltener körperliche Gewalt zur Erziehung ihrer 3-6jährigen Kinder anwendet. Für diese sehr positive Entwicklung dürfte der europaweit zu beobachtende Wertewandel verantwortlich sein, der auch das 1989 eingeführte Verbot von Gewalt in der Erziehung möglich machte und selbst wiederum positiv zurückwirkt.

Deutschland verzeichnet 28% körperstrafenfrei erziehender Eltern, Spanien 16% und Frankreich 8%. Im Vorreiterland Schweden liegt der Anteil körperstrafenfrei Erziehender bereits bei 76%.

Ohrfeigen als Sanktionsmaßnahme

Dennoch sanktionieren nach wie vor viele Eltern unerwünschtes Verhalten ihrer Kinder mit Ohrfeigen: In Österreich sind dies fast die Hälfte (49%), in Deutschland 43%, hingegen sind es in Schweden nur 14%. In den Ländern ohne gesetzliches Verbot liegt die Quote mit 55% in Spanien und 72% in Frankreich deutlich höher.

Schwere Körperstrafen werden heute in allen Ländern dieser Untersuchung wesentlich seltener angewendet. Eine gewaltbelastete Erziehung erleben nach eigenen Angaben 25% der österreichischen Jugendlichen, aus Sicht der Eltern sind es, wie in Deutschland 14%, in Schweden demgegenüber gerade 3%.

Literatur

  • [1] BMWFJ (Hg.): Familie - kein Platz für Gewalt!(?) 20 Jahre gesetzliches Gewaltverbot in Österreich Wien, 2010
    Die Studie vergleicht Einstellung und Verhalten der Eltern in Erziehungsfragen in Schweden, Deutschland und Österreich
    PDF, 2 MB
  • [2] Gewaltbericht 2001, Teil II: Gewalt gegen Kinder 2001
    PDF, 654 kB