Ursachen von Gewalt
Auslöser und Risikofaktoren für Gewalt an Frauen
Abgesehen von den bestehenden Machtstrukturen, die in erster Linie für Gewalt an Frauen verantwortlich sind, begünstigen folgende weitere Faktoren Gewalt an Frauen in Beziehungen:
Alter
Jüngere Frauen sind häufiger Opfer von Gewalt als ältere. Frauen unter 30 werden doppelt so häufig geschlagen wie Frauen über 30.
Allerdings sollte bei diesen Zahlen berücksichtigt werden, dass ältere Menschen sich seltener an Hilfseinrichtungen wenden und die Dunkelziffer daher sehr groß sein könnte.
Gewalt in Herkunftsfamilien
Zahlreiche Forschungen scheinen zu bestätigen, dass zwischen erlebter bzw. beobachteter Gewalt in der Kindheit und späterer Gewaltausübung ein Zusammenhang besteht. Basierend auf den Annahmen der sozialen Lerntheorie könnte daher von einer „Weitergabe“ gewalttätigen Verhaltens von Generation zu Generation gesprochen werden.
Allerdings gilt dieser Zusammenhang mehr für männliche Täter; Frauen, die in der Kindheit Gewalt erlebt bzw. beobachtet haben, sind dagegen stark gefährdet, selbst Opfer eines gewalttätigen Partners zu werden.
Gewalt in der Schwangerschaft / Gewalt gegen Frau und Kind
Schwangerschaft schützt eine Frau nicht vor Gewalt, sondern erhöht das Risiko, misshandelt zu werden. Die Gründe liegen in Motiven wie:
- Eifersucht des Mannes,
- sexuelle Unzufriedenheit,
- größere Verletzlichkeit und Wehrlosigkeit der Frau,
- Aggression gegen das Kind bzw.
- der Versuch, durch Gewalt einen Abortus herbeizuführen.
Alkohol
Die Forschung kann keinen direkten Zusammenhang zwischen Gewalt und Alkoholkonsum herstellen. Alkoholmissbrauch ist ein möglicher Auslöser, aber nicht Ursache von Gewalt.
Sozioökonomische Faktoren
Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Gewalt in Familien vor allem in ökonomisch ärmeren Schichten anzutreffen ist, kann die Forschung keinerlei Bestätigung dieser Hypothese liefern. Die Ergebnisse von Studien weisen lediglich darauf hin, dass die sozioökonomische Schicht eine Rolle spielt, ob Anzeige erstattet wird oder nicht.
Betroffene aus höheren Einkommens- und Bildungsschichten wenden sich seltener an Hilfseinrichtungen als jene aus niedrigeren Schichten.
Gibt es aber eine Statusdifferenz innerhalb der Partnerschaft, dann wird diese Ungleichheit zum Risikofaktor.
Konflikte als Auslöser von Gewalt
Den meisten Gewalttaten gegen Frauen gehen Konflikte voraus, die das Alltagsleben betreffen:
- Besitzansprüche des Mannes,
- Eifersucht,
- Anspruch auf Dominanz,
- Macht und Kontrolle verbunden mit „Bestrafung“ der Frau,
- Erwartungen bzw. Uneinigkeit bezüglich der Hausarbeit und finanzieller Ressourcen,
- Erziehung und Betreuung der Kinder,
- sexuelle Ansprüche.