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zusammenLeben ohne Gewalt

Infos für Mediziner/innen

Deutliche Warnsignale ‑ Red Flags

Es ist davon auszugehen, dass unter den Patientinnen, die Krankenhaus und Praxis aufsuchen, auch Frauen und Mädchen sind, die Misshandlungen aktuell ausgesetzt sind oder zu einem früheren Zeitpunkt ausgesetzt waren.

Da die Mitarbeiter/innen in Gesundheitsberufen häufig die ersten Ansprechpartner für die Opfer auf der Suche nach Hilfe sind, ist sowohl die richtige Diagnostik wie auch die Beratung ausschlaggebend für das weitere Geschehen, nämlich die forensische Aufklärung einer Gewalttat wie auch die konkrete Unterstützung in einer Notsituation.

Erhalten misshandelte Frauen keine adäquate und effektive Hilfe, kann dies nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihr Leben gefährden.

Körperliche Gewalt wird im Allgemeinen am ehesten als solche wahrgenommen, wenn die Verletzungen und Verletzungsfolgen deutlich sichtbar sind. Situationen oder Anzeichen, bei denen das ärztliche und pflegerische Personal auf jeden Fall besonders aufmerksam reagieren sollte, werden im englischsprachigen Raum „red flags“, Alarmzeichen genannt:

Red Flags

  • Chronische Beschwerden, die keine offensichtliche physische Ursachen haben
  • Verletzungen, die nicht mit der Erklärung ihres Entstehens übereinstimmen   
  • Verschiedene Verletzungen in unterschiedlichen Heilungsstadien
  • Partner, der übermäßig aufmerksam ist, kontrolliert und sich weigert von der Seite der Frau zu weichen
  • Physische Verletzungen während der Schwangerschaft
  • Spätes Beginnen der Schwangerschaftsvorsorge
  • Häufige Fehlgeburten
  • Häufige Suizidversuche und -gedanken
  • Verzögerung zwischen Zeitpunkt der Verletzung und Aufsuchen der Behandlung
  • Chronische reizbare Darmstörungen und chronische Beckenschmerzen

Quelle: Hagemann-White und Bohne 2003

Das Erkennen der Indikatoren und der sogenannten „Red Flags“ als Warnsignale für erlittene Gewalt ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Diagnose.

Treten mehrere Red Flags gleichzeitig auf, ist erhöhte Aufmerksamkeit gefordert bzw. besteht Handlungsbedarf.

Literatur

  • [1] BMWFJ (Hg.): Gesundheitliche Versorgung gewaltbetroffener Frauen. Ein Leitfaden für Krankenhaus und medizinische Praxis Wien, 2010
    Anleitungen zur Gesprächsführung, Beratung, Intervention sowie Formulare zur Befunderhebung, Dokumentation und Spurensicherung
    PDF, 2 MB