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zusammenLeben ohne Gewalt

Gewalt an Kindern

Missbrauch vorbeugen

Trotz der Thematisierung des sexuellen Missbrauchs bestehen Mythen und Klischees, die aufgelöst werden müssen.

Die traditionelle, aber unzureichende Aufklärung

  • warnt Kinder vor „bösen Fremden“,
  • macht die Täter zu psychisch kranken Männern und enthebt sie so weitgehend der Verantwortung.
  • überträgt die Verantwortung für den Missbrauch weitgehend den Kindern und ihren Müttern.
  • spricht nicht aus, was ihnen die „gefährlichen Fremden“ antun können. Die traditionellen Verhaltensregeln – „nimm keine Süßigkeiten von einem Fremden“ – schränken nur die Bewegungsfreiheit und Selbstständigkeit der Kinder ein, ohne ihnen zu ermöglichen, Ansätze von Gefahr rechtzeitig zu erkennen.

Das größte Risiko stellt das sexualfeindliche Klima dar, in dem über Körper und Sexualität nicht gesprochen wird, weil den Kindern die Worte und die Voraussetzungen fehlen, Gefahren zu erkennen, sich gegen Übergriffe zu wehren und rechtzeitig Hilfe zu suchen. Als zweites Risiko tritt die autoritäre Erziehung hinzu, die es dem Kind schwer macht, gegenüber Erwachsenen „NEIN“ zu sagen.

Sexualerziehung als Aufbau einer Barriere gegen Grenzüberschreitungen

Erziehung gestaltet sich durch Beziehung – besonders, wenn es um Vermittlung von Wissen über den eigenen Körper, den Intimbereich geht.
Sexualerziehung kann somit v. a. auf der Basis tiefen Vertrauens erfolgen, der „professionelle“ Raum von Schule oder Kindergarten allein ist da zu wenig.
Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit und Verständlichkeit sind die Maximen:

  • Ehrlichkeit unter Berücksichtigung des eigenen Intimitätsanspruches.
  • Glaubwürdigkeit durch behutsame Auswahl von Ort, Zeit und Anlass eines Gespräches über Sexualität und deren Natürlichkeit, Sinn und Ästhetik – aber auch deren möglichen Missbrauch und sexuelle Gewalt.
  • Verständlichkeit durch kindgerechte Wort- und Satzwahl.

Sexualerziehung wird zu einer Maßnahme der Prävention gegen Missbrauch, wenn sie – als Teil der Erziehung verstanden – Kindern und Jugendlichen von Anfang an jene Beziehung zum eigenen Körper mit all seinen Organen vermittelt, die ihnen Selbstbestimmung auf dem Weg zum Du in all seinen Fassetten, auch der erotisch sexuellen, ermöglicht. Dieser früh entwickelte Mut zu  Selbstsicherheit und damit auch Verteidigung der Integrität des eigenen Körpers kann Missbrauch und Misshandlung zwar nicht verhindern, er kann aber zumindest eine Barriere gegen Grenzüberschreitung darstellen.

Starke und unabhängige Kinder

  • Präventive Arbeit muss Kindern helfen, zu selbstbewussten und selbstständigen Persönlichkeiten zu werden.
  • Unterstützung der Kinder, ihr Recht auf körperliche, psychische und sexuelle Integrität wahrzunehmen und mit Hilfe Erwachsener zu verteidigen: die Stärke der Kinder, ihre Unabhängigkeit und ihre Freiheit zu vergrößern.
  • Vermittlung von Handlungsstrategien stärken ihr Selbstbewusstsein und lehren sie, Situationen zu erkennen, die ihre Rechte bedrohen und verletzen.
  • Prävention fordert Erwachsene. Sie müssen sich das Machtgefälle zwischen Erwachsenen und Kindern bewusst machen. Neinsagen lernen als Präventionsstrategie setzt voraus, dass die Erwachsenen ein NEIN von Kindern akzeptieren und respektieren können.

Prävention ist keine punktuelle Maßnahme, sondern eine grundlegende Erziehungshaltung.