Wer bietet Hilfe an
Psychotherapeutische Einrichtungen (bei sexuellem Missbrauch)
Durch sexuellen Missbrauch ist nicht nur ein Kind missbraucht worden, sondern
- auch die Mutter ist oft in ihrer Sexualität, ihrer Beziehung zum betroffenen Kind und den anderen Kindern, in ihrer eigenen Rolle und dem Verhältnis zum Partner und vielleicht zu Männern im Allgemeinen erschüttert.
- Es haben sich die Familienbeziehungen verändert und verändern sich durch die Aufdeckung neuerlich: Die Familiengeschichte muss uminterpretiert werden.
- Auch das Verhältnis des missbrauchten Kindes zur Mutter/zu den Eltern ist gestört:
In der Psychotherapie geht es um die emotionale und kognitive Einordnung des Geschehenen und oft auch um das Verstehen, was da passiert ist.
Therapeut/innen unterstützen die Betroffenen beim Zurückfinden in gesellschaftlich akzeptable Formen von Nähe und Sexualität. In der Theorie geht es um Neukonstruktion von Beziehungen und im Speziellen um Familienbeziehungen, weil die Familie lernen muss, damit umzugehen.
Häufige Themen in der Psychotherapie sind:
- die gemachten Erfahrungen aussprechen: Die heimliche Geschichte zu fassen und dabei ein Stück begreifbarer zu machen, was da passiert ist.
- ein Gefühl für Gefahr, für Schutz, für Grenzziehungen und sichere Formen von Nähe und Intimität, von guter und schlechter Berührung zu entwickeln.
- Bei länger dauerndem Missbrauch ist dies oft zusätzlich dadurch erschwert, dass die Körpergefühle „abgedreht“ wurden und nun erst wieder eine Beziehung zum eigenen Körper aufgebaut werden muss.
- die Verunsicherung des Kindes beseitigen: Verheimlichung und doppelte Moral – das Besonders-Sein und gleichzeitig Verdammt-Werden – hinterlässt Spuren. Nach der Aufdeckung wird wiederum vieles in ein anderes Licht gestellt. Das führt zu Verunsicherung in Wahrnehmung, Bewertung und Verhalten.
- der innere Schutz: Schutz ist eine innere Sache, das psychologische „Sich sicher-Fühlen“ folgt anderen Kriterien als gesetzlichen Bestimmungen: Auch ein Täter, der eingesperrt ist, kann eine Bedrohung für ein Kind sein.
Parteiliche Beratung
Dabei wird mit den Beteiligten getrennt gearbeitet. Die räumliche Trennung von Täter und Opfer ist nach diesem Modell Voraussetzung für die Aufarbeitung des Missbrauchs.
Die Gefahr, dass der Täter die Familie während der Beratung weiter manipuliert und den Missbrauch fortsetzt, soll auf diese Weise verhindert werden.
Psychotherapie ist immer ein langwieriger Prozess, eine Hilfe für innere Prozesse der Klienten, für das Verstehen und Lernen von alternativen Beziehungselementen.