THEMA: Gewalt von Kindern an Eltern
Die 7 Säulen der Neuen Autorität nach Heim Omer
Modell am Beispiel Schule
Präsenz
Durch Herstellen von Präsenz lassen sich viele problematischen Entwicklungen frühzeitig erkennen und Eskalationen vorbeugen. Kommt es zu Eskalationsprozessen, ist es hilfreich zu verstehen, dass Lehrer/innen Kinder nicht kontrollieren können. Letztlich entscheiden die Kinder ob sie sich so oder anders verhalten und das wissen die Kinder auch. Was macht denn die Lehrerin, wenn ich zum Beispiel sage: “Nein, ich stehe nicht auf und gehe zur Tafel, ich bleibe hier sitzen!”
Selbstkontrolle
Durch Übung der Selbstkontrolle können Lehrer/innen aus Machtkämpfen aussteigen. Das braucht Übung und es hilft ein paar Dinge über symmetrische und komplementäre Eskalationsprozesse zu wissen.
Unterstützungssysteme
Wenn es darüber hinaus gelingt die Autorität der Lehrer/innen auf breitere Beine zu stellen und ein Netzwerk von Unterstützer/innen zu bilden, stärkt das Lehrkräfte und schont deren persönliche Ressourcen.
Als Unterstützer/innen kommen dabei natürlich in erster Linie Eltern und andere Verwandte der Kinder in Betracht. Dazu kommen noch das eigene Lehrer/innenkollegium, manchmal andere (z.B. ältere) Schüler/innen oder Dritte im Umfeld oder Unterstützungsnetz einer Schule.Das Einbinden von Eltern ist oft wesentlich für die Verhaltensänderung von Schüler/innen, auch wenn hier von manchen Lehrer/innen resignierend beschrieben wird, dass die Zusammenarbeit mit Eltern nicht immer einfach ist. Umso wichtiger ist es, dass Lehrkräfte sich damit auseinander setzen, wie gelungene Bündnisse mit Eltern hergestellt werden können.
Gewaltloser Widerstand
Wird das problematische Verhalten von Seiten des Schülers/der Schülerin oder einer Schüler/innengruppe fortgesetzt, werden Widerstandsmaßnahmen ergriffen, die signalisieren, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und die Erwachsenen gemeinsam alles Mögliche unternehmen werden, um dieses Verhalten zu stoppen. Entschlossenheit ist dabei von großer Bedeutung.
Versöhnung - Beziehung
Parallel dazu muss die Beziehung zwischen Schüler/innen und den Erwachsenen (Lehrer/innen und Eltern) gestärkt werden. Das Kind soll dadurch merken, dass sich der Widerstand gegen das Verhalten und nicht gegen sie als Person richtet: „Du bist uns willkommen, deine ausgeübte Gewalt, deine Drohungen, das Stehlen, dein Drogenkonsum, usw. nicht!“
Lehrer/innen kündigen das an und zeigen so die Entschlossenheit zu handeln. Sie erklären das dem Schüler, der sich grenzverletzend verhält und gleichzeitig der Schulklasse, die auch interessiert ist, zu erfahren, wie die Lehrer/innen weiter vorgehen werden und die Sicherheit in der Klasse wieder herstellen.In beinahe jedem Fall sind die Kinder der Klasse oder manchmal der gesamten Schule auf die eine oder andere Weise in problematisches Verhalten verstrickt. Das bedingt, dass in die Lösung dieser Probleme die betroffene Klasse oder die Schule ebenfalls mit einbezogen werden muss.
Transparenz
Dies geschieht dadurch, dass transparent gemacht wird, was geschehen ist, wie die Erwachsenen darauf reagieren und ob die Situation nun abgeschlossen ist oder noch nicht. Die Erwachsenen bekommen dadurch Respekt für die Handhabung der konfliktträchtigen Situation. Die Kinder sehen, dass die Lehrer/innen handeln und erleben so eine Stärkung der Stellung der Führungsrolle der Lehrkräfte in der Klasse oder in der gesamten Schule.
Wiedergutmachung
Wenn Schaden entstanden ist, begleiten Lehrer/innen auch den Prozess der Wiedergutmachungsschritte. Dabei wird auf die Re-Integration des „Schädigers“ in die Klasse ebenso Wert gelegt, wie auf das Ehrgefühl des „Geschädigten“ und des „Schädigers“. Dies stärkt die Stellung der Lehrkräfte wiederum.
Insgesamt wird bei jeder Lösung von problematischen Situationen der Zeitfaktor genutzt . Es wird ein Lösungsprozess in Gang gesetzt und begleitet. Omer/Schlippe betonen dass das Entscheidende die entschlossene Bereitschaft zum Dranbleiben ist: “Du musst das Kind nicht besiegen, sondern nur beharren!” (vgl. Omer/Schlippe 2006).
Entnommen aus: INA NEWSLETTER 28. Februar 2012