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zusammenLeben ohne Gewalt

Thema: Berichterstattung über Gewalt

Fragen für kritisches Lesen von Berichten über Gewalt

Wie wir soziale Phänomene wahrnehmen und beurteilen, hängt stark davon ab, wie wir sie in den Medien vermittelt bekommen. Vieles von dem, was wir glauben stammt aus Berichten in TV, Online- und Printmedien oder auch Filmen.

Trivialisierung

In Filmen wird häusliche Gewalt häufig in einer trivialisierenden Form dargestellt: Als Verhalten, das in Beziehungen stattfindet und diese aufregender, sexy macht.

Ein Problem der Unterschicht

Oft wird sie allein der Unterschicht zugeschrieben, so dass Zuseher sich von dieser und nicht von Gewalthandlungen abgrenzen. Faktum ist jedoch, dass häusliche Gewalt in allen sozialen Schichten stattfindet, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Status der Beziehung, Herkunft und Alter.

Opfer - vor allem Kinder -  im Mittelpunkt

Medien berichten bevorzugt über tödliche und sexuelle Gewalt und stellen die Opfer - vor allem Kinder - in den Mittelpunkt. Aus journalistischer Sicht ist das ideale Opfer jung, weiblich, deutsch, unschuldig und stammt aus besseren Verhältnissen. Was einem solchen Opfer geschieht, so nehmen die Fernsehschaffenden an, geht dem Publikum nahe. Zugleich wird die Gewalt an alten Menschen und nichtdeutschen Opfern fast vollständig ausgeblendet. Dies hat der Medienwissenschaftler und Fernsehjournalist Dr. Thomas Hestermann festgestellt, nachdem er deutsche Medienmacher interviewt und ihre Berichterstattung untersucht hat.

Ursachen und Hintergründe kaum thematisiert

Auch die Berichterstattung über häusliche Gewalt spiegelt vielfach nicht das wahre Geschehen und enthält selten bewusstseinsbildende Elemente. Für den Gewaltbericht 2001 angestellte Analysen der Berichterstattung über Kindesmisshandlung in österreichischen Medien kommen zum Schluss, dass Einzelfalldarstellungen und Tatverläufe dominieren, Ursachen und Hintergründe jedoch kaum thematisiert werden. Die Berichterstattung ist mit Stereotypen behaftet und tendiert dazu, Gewalt als individuelles, nicht als gesellschaftliches Problem darzustellen. Nicht selten werden Opfer durch die Art der Medienberichte beschämt.

Wenn sich die Berichterstattung über häusliche und sexuelle Gewalt in Qualitätsmedien auch gebessert hat, so bleibt ein kritischer Medienkonsum wichtig.

Fragen für kritisches Lesen von Berichten über Gewalt:

  • Welche Formen der Gewalt prägen die Berichterstattung?
  • Welche Inhalte werden transportiert?
  • Welches Bild wird von Opfer und Täter/in gezeichnet? Wird ihre Anonymität gewahrt?
  • Welche Ursachen und Folgen von Kindesmisshandlung werden aufgezeigt?
  • Welche Hilfsorganisationen werden dargestellt bzw. Konfliktlösungsmöglichkeiten aufgezeigt?
  • Wie werden Ausmaß und Hintergründe über den Einzelfall hinaus dargestellt?
  • Sind potenziell bewusstseinsbildende Elemente vorhanden?
  • Wie sehr bildet die Berichterstattung die „Wirklichkeit“ ab?