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zusammenLeben ohne Gewalt

THEMEN 2015

Sexuelle Übergriffe unter Kindern

Foto: Mag.a Raina Ruschmann

Mag.a Raina Ruschmann

Expertinnenstimme

Mag.ª Raina Ruschmann

"Wie soll ich mein Kind aufklären, präventiv schützen, ohne dem Kind Angst zu machen?" (Mutter bei einem Elternabend)

Es ist wichtig, Mädchen und Buben immer wieder zu ermutigen, sich bei sexuellen Grenzverletzungen an Erwachsene zu wenden - um "Hilfe zu holen". Erklären Sie ihrem Kind, dass dies keinesfalls "petzen" ist, sondern dass es in diesen Fällen für Kinder unbedingt notwendig ist, sich Hilfe von Erwachsenen zu organisieren.

"Nach dem Englischkurs versucht ein Bub mir immer mit Gewalt einen Film mit Nackten am Handy zu zeigen, den ich nicht sehen möchte. Meiner Freundin ist das auch schon passiert."
(9 jähriges Mädchen)

Bei sexueller Gewalt unter Kindern kann es sehr wichtig sein unmittelbar in der Situation auf die Vorfälle zu reagieren. Dadurch kann man selbst in Gefahr kommen entweder zu dramatisch zu agieren, oder im Gegenteil, zu bagatellisieren.

Die Herausforderung für Eltern ist es zunächst bei so einem Vorfall möglichst ruhig zu bleiben. Wenn man das Gefühl hat, dass die erste Reaktion nach einem beobachteten Vorfall nicht angemessen war, kann man ruhig nachträglich noch "nachbessern" und dies den Kindern erklären.

Bei sexuellen Übergriffen unter Kindern ist es notwendig, dass Erwachsene eine aktive Rolle einnehmen. Dieses aktive Eingreifen ist wichtig, damit das Verhalten von Buben, und Mädchen, die aggressives sexuelles Verhalten zeigen, sanktioniert und dadurch rechtzeitig gestoppt werden kann.

Wenn bei Kindern die Vorfälle von sexuellen Übergriffen kontinuierlich übergangen werden, besteht die Gefahr, dass sich die Muster anderen gegenüber grenzüberschreitend zu sein, verfestigen und bei Jugendlichen immer schwerer auflösbar werden.

So widersprüchlich es klingen mag: Buben und Mädchen, die anderen Kindern gegenüber grenzüberschreitend oder gewalttätig sind, haben oft ein schlechtes Selbstwertgefühl und brauchen Unterstützung von uns Erwachsenen.

Das Wahrnehmen der eigenen Gefühle und das Vertrauen von Kindern in diese Gefühle ist ein wesentlicher Bestandteil gelingender Präventionsarbeit. Kinder, die sich im Umgang mit ihren Gefühlen sicher fühlen und sich gut ausdrücken können, sind besser in der Lage sich in kritischen Situationen an Erwachsene zu wenden, die sie als Vertrauenspersonen kennengelernt haben.

Es gibt eine Fülle von ausgezeichneten Kinderbüchern, die sich mit den Thema Gefühle auseinandersetzen: Gefühle, die benannt werden, die nachgespielt und so ins Bewusstsein der Kinder gerückt werden können.

Büchertipps

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Vereins samara.

Mag.ª Raina Ruschmann ist Klinische- & Gesundheits­psychologin, Diplomsozialarbeiterin und Projektleiterin von: "samara- Verein zur Prävention von (sexualisierter) Gewalt"

Literatur

  • [1] samara - Verein zur von (sexualisierter) Gewalt: Fachspezifische Kinderbücher und Spiele, Pilotprojekt: "Transkulturelle Gewaltprävention und Gesundheitsförderung" 2015
    PDF, 633 kB
  • [2] samara - Verein zur Prävention von (sexualisierter) Gewalt: Fachliteratur und Arbeitsmaterialien, Pilotprojekt von samara: "Transkulturelle Gewaltprävention und Gesundheitsförderung" 2014
    PDF, 625 kB
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