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zusammenLeben ohne Gewalt

THEMEN 2015

"Soziales Leben" heißt mehr, als dass sich jemand um einen kümmert

Mag.a Claudia Gröschel-Gregoritsch

Mag.a Claudia Gröschel-Gregoritsch

Plädoyer für ein lebenslanges Recht auf Bedeutsamkeit

Expertinnenstimme

Mag.a Claudia Gröschel-Gregoritsch, MPH

Alte Menschen brauchen die Sicherheit einer würdigen Versorgung

Auf Unterstützung angewiesene, alte Menschen haben ein Recht auf adäquate Versorgung hinsichtlich ihrer Bedürfnisse und auf einen würdevollen Umgang mit ihnen als Person. Wenn dies nicht gegeben ist, sprechen wir von Vernachlässigung bzw. Gewalt. Und "natürlich" (Naturrecht, Menschenrecht …) muss auch das Recht auf Selbstbestimmung gerade in diesem Zusammenhang von allen an der Versorgung Beteiligten so weit als möglich gewahrt bleiben. Dies gilt umso mehr, je mehr der/die Betreffende von der Hilfe und Pflege durch andere abhängig ist. Menschen mit demenziellen Erkrankungen bedürfen hier einer speziellen Achtsamkeit.

Der "Versorgungsaspekt" ist unstrittig von großer Wichtigkeit, wenn es um die Sicherung von Würde und Wohlbefinden älterer Menschen geht. Und das nicht erst, wenn er oder sie bereits aktuell hilfe- und/oder pflegebedürftig ist und konkret eine "Versorgung" braucht.

Für ein würdevolles und so weit möglich gelassenes Altern ist es generell nicht unerheblich, die Sicherheit zu haben und zu spüren, dass für den Fall, dass Pflegebedürftigkeit bei einem selbst oder auch beim Lebenspartner eintreten sollte, entsprechend vorgesorgt ist: Zu wissen, dass es Hilfe gibt (geben wird), wenn man sie braucht, unterstützt die Souveränität und Autonomie.

Mit diesem Beitrag möchte ich jedoch etwas anderes in den Fokus rücken.

Sicherheit ist nicht alles: Von der Versorgungs- zur Ermöglichungsperspektive

Ausgangspunkt der nachfolgenden Überlegungen ist die Frage, was alte Menschen, unabhängig von eventuell bestehender Hilfe- oder Pflegebedürftigkeit, als Mitglieder der Gesellschaft, in der sie leben, stärken und sie dabei unterstützen kann, ihr Potenzial zu realisieren. Die "Anmaßung" der hier eingenommenen Perspektive ist somit eine über die "Fürsprache" zu Gunsten älterer und sehr alter Menschen hinaus reichende, weit provokantere: Eigentlich geht es mir hier gar nicht so sehr (oder zumindest nicht nur) darum, was ältere oder eben auch "ganz alte" Menschen brauchen.

Nicht (nur) das Bedürfnis eines einzelnen Menschen oder einer Zielgruppe und dessen/deren Befriedigung als Zweck stehen hier im Fokus. Es geht vielmehr um die Freilegung von Handlungsfähigkeiten älterer und auch sehr alter Menschen, und damit die Ermöglichung einer immer wieder neuen "Wertschöpfung" auf individueller und gemeinschaftlicher, sozialer Ebene.

Die individuelle Wert-Erfahrung, welche darin begründet ist, etwas für einen selbst Sinnvolles (Substanzielles, Bedeutsames) und von anderen als sinnvoll Wahrgenommenes realisieren zu können und zu dürfen ist eine zentrale Bedingung für die Selbst- und Fremdwahrnehmung als bedeutsame Person.

Die von außen kommende, dem individuellen Handeln einer (alten) Person einen Wert zusprechende, d.h. dieses Tun ernstnehmende und aufgreifende Anerkennung durch andere Menschen ist ein grundsozialer Akt. Wie umgekehrt von einem (alten) Menschen wirksam geäußerte Ideen, Meinungen, Kritik und die gestaltende Weiterführung des Tuns anderer zutiefst soziale und damit auch menschliche Handlungen sind.

Beide Dimensionen bzw. Prozesse zusammen bilden eine kaum zu überschätzende, wesentlich menschliche Bestätigung: Es ist eben nicht egal, was ich – jetzt! - tue (oder ob es mich – immer noch! - gibt).

Um es noch einmal anders zu beschreiben: Es geht darum, dafür einzustehen, dass auch sehr alte Menschen in ihrem aktuellen Tun, hier und jetzt für sich und mit anderen planen, entwickeln, gestalten, Ideen verwirklichen und Dinge verändern können und dürfen. Dass sie in ihrem jetzigen So-Sein ernst genommen und als Bereicherung wahrgenommen werden, insbesondere auch außerhalb des engeren Familienbezugs im Sinne eines Rechts auf Teilhabe an der Öffentlichkeit.

Neue Studienergebnisse aus Österreich

Vor wenigen Wochen hat die Österreichische Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA) die "Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie" herausgegeben.

Zur Klarstellung: "Hochaltrige" meint in dieser Studie wie allgemein in der gängigen Fachterminologie Menschen über 80 Jahre.

Im Rahmen der umfangreichen, quantitativen und qualitativen Studie wurden auch Interviews mit Menschen zwischen 80 und 85 in Wien und in der Steiermark durchgeführt.

Die Auswertung der Antworten der insgesamt 40 ausgewählten Interviewpartner/innen auf Fragen zu Lebensqualität im hohen Alter zeigt:

Lebenszufriedenheit ist einerseits eine Frage der persönlichen Einstellung zum Leben (günstig scheint hier vor allem die Bewertung von Defiziten als normale Aspekte des Alterns zu sein), andererseits basiert sie ebenso auch auf sozialen Faktoren. Im Kern sind es drei entscheidende Wirkfaktoren: Ein "erfüllter Tag" (das war eine der Interviewfragen) ist demnach geprägt von dem Dreigestirn "Beschäftigung, Nützlichkeit und Genuss" (vgl. Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie, S174ff).

"Gute Arbeit" geleistet zu haben, für jemand anderen hilfreich und nützlich gewesen zu sein, möglichst in einer Weise, die Zeit in Anspruch nimmt, Struktur gibt und Freude macht, ist für viele hochaltrige Menschen ein ganz wichtiges Kriterium für Wohlbefinden und Zufriedenheit. Etwas Sinnvolles zu tun ist neben sozialen Kontakten, emotionaler Nähe und Reziprozität der Beziehungen (d.h. für jemanden wichtig zu sein, der wiederum einem selbst etwas bedeutet) eine der wesentlichen Bedingungen für ein umfassend verstandenes "gesundes Alter".

Ist es nun aber denn wirklich notwendig, auf das Recht alter Menschen, in der Gesellschaft etwas beizusteuern, eigens hinzuweisen? Ist das nicht eine Selbstverständlichkeit?

Auf dem Prüfstein: Das "Recht auf Bedeutsamkeit"

Dem eigenen späten Lebensalter eine zeitlich über die Erinnerung und räumlich/sozial über den privaten Raum hinausgehende, außenwirksame Bedeutung geben zu können, sollte das Recht eines jeden Menschen sein. Alle Mitglieder einer Gesellschaft sind aufgefordert, (auch) sehr alten Menschen zuzubilligen, dass ihr Tun, über das (meist sehr willkommene) Vererben von Wertgegenständen, sprich früheren Gewinnen/Ersparnissen hinaus, aktuell wichtig ist und Sinn haben kann.

Das heißt, geschätzt werden nicht (nur) die früheren Verdienste eines damals jüngeren Menschen, sondern die Handlungen eben genau dieser, heute alten Person, so wie sie jetzt ist.

Und wie schaut es damit nun derzeit bei uns aus?

Die Ergebnisse einer Untersuchung, welche im Rahmen eines aktuell in fünf europäischen Ländern (u.a. Österreich) laufenden Projektes erfolgte, deuten darauf hin, dass das für viele Menschen jenseits der 75 oder 80 keineswegs die Realität ist.

Das Projekt "Active 80+": Ergebnisse einer Recherche in Europa

Anfang 2015 wurde im Rahmen des EU-Projekts "Active 80+" eine umfassende Literaturrecherche und Quellenauswertung vorgenommen. Anschließend wurden über 60 Interviews mit einerseits Expert/innen und andererseits engagierten hochbetagten Menschen in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Litauen und Österreich geführt und ausgewertet (Projektpartner in Österreich: das Österreichische Rote Kreuz)

Die Ergebnisse zeigen (vereinfacht dargestellt):

  1. Es gibt in allen beteiligten Ländern engagierte Menschen (teils weit) über 80.

    Beispiele für ein solches Engagement sind die Organisation von und das Mitwirken bei kulturellen Veranstaltungen, Kochworkshops, Theatergruppen, Bewegungsaktivitäten, Archivarbeit, Vortrags- und Diskussionsreihen, Nachbarschaftshilfe, Interessenvertretung sowie künstlerische Tätigkeiten.

  2. Aktives Handeln (über die Selbstversorgung und die Compliance beim Versorgtwerden hinaus) wird von Menschen über 80 in allen untersuchten Ländern kaum oder gar nicht mehr erwartet.

    Die relevanten Akteure im Umfeld der Hochaltrigen betrachten das zumeist entweder als ein wenig ergiebiges oder schwer realisierbares Feld.

  • Weder in der Forschung, noch in der Politik ist das ein großes Thema.
  • Es gibt kaum entsprechende Strategien von Organisationen, die mit Freiwilligen arbeiten.
  • Oft wird hochaltrigen Menschen auch von der eigenen Familie wenig zugetraut und zugestanden.
  • Natürlich gibt es auf allen Ebenen – auch großartige - Ausnahmen!

Forschungen zu aktiven Senioren und Seniorinnen wie auch die zugehörigen "Vermarktungen" der Ergebnisse beziehen sich - teils explizit, teils als wäre dies selbstverständlich - nahezu ausschließlich auf das so genannte "dritte Lebensalter".

Protagonisten und Protagonistinnen in den Medien sind, jedenfalls im Erscheinungsbild, "junge Alte": fit, schlank, gut aussehend, Frohnaturen, finanziell gut situiert und körperlich unverwundbar. Wirkliche Hochaltrige (mit altersgemäßem Äußeren und individuellen Eigenarten sowie komplexen Lebenssituationen) werden im Reigen des "Aktiven Alterns" entweder ganz ausgelassen oder wenn, dann als Ausnahmen dar- und manchmal auch "ausgestellt". Die meisten Organisationen (wie auch Familien) tun sich schwer, hochaltrige Menschen über deren Versorgungsbedürfnisse hinaus in den Blick zu nehmen. Dies schließt durchaus auch die "Versorgung" mit einem für passend erachteten Freizeit- oder gar Trainings-Programm mit ein.

Wie wirkt sich dieses kollektive Desinteresse aus?

Fest steht: Erwartungen - oder deren Ausbleiben - prägen das Selbstbild von einzelnen Menschen wie auch ganzen Gesellschaften. Beides zusammen schafft individuelle und kulturelle Wirklichkeit.

Viele Hochaltrige haben die Befürchtung (teils auch die Erfahrung), sie könnten die anderen eher behindern, eine Belastung darstellen, manches wäre vielleicht auch nicht mehr "schicklich". Man passt sich den für Hochaltrige vorgesehenen Beschäftigungsangeboten an oder zieht sich ganz zurück.

Sehr alte Menschen werden so tendenziell zu Objekten (der Pflege oder der Vernachlässigung, je nachdem), zumindest aber zu nur noch sehr kleinräumig wirkenden, de facto möglichst wenig im Wege zu stehen habenden Personen degradiert.

Sicher, viele sehr alte Menschen haben kein oder wenig Interesse, sich "sozial" im weitesten Sinne zu engagieren (eine Haltung, die sie im Übrigen mit vielen Vertreter/innen jüngerer Generationen teilen!). Und manche Hochaltrigen sind tatsächlich mit der Bewältigung ihrer unmittelbaren, auch gesundheitlichen, Lebensproblematiken oder mit familiären Verpflichtungen ausgelastet oder haben das Gefühl, in ihrem Leben genug getan zu haben.

Was aber ist nun mit denen, die sich engagieren wollen und könnten, denen es Freude macht/machen würde, anderen etwas zu geben, zu teilen, mitzuteilen und auch – auf Augenhöhe – zu nehmen und anzunehmen? Tun die das nicht eh? Doch, manche ja. Gesamt gesehen allerdings nur sehr wenige. Wollen oder können die anderen denn wirklich nicht?

Ganz so einfach ist das mit dem Wollen und Können nicht zu beantworten. Gerade bei älteren und sehr alten Menschen hängt das Wollen auch mit einem Spüren zusammen: dass man gebraucht wird, dass das was man tut bzw. tun könnte, einen tatsächlichen Nutzen hat, ein sinnvoller und als solcher wahrgenommener Beitrag wäre. Und auch, dass man als Person willkommen und gefragt ist.

Und das Können? Das wiederum hängt nicht nur von fallweise benötigter aktiver Unterstützung ab (Bsp. Fahrtendienst/Abholung) sowie einer gewissen Toleranz des Umfelds (Bsp. Gehgeschwindigkeit, benötigte Schriftgröße oder Lautstärke), sondern manchmal auch von ganz einfachen, aber oft fehlenden, notwendigen Rahmenbedingungen (Bsp. ausreichend Toiletten bzw. auch Pausen).

Es gibt eine ganze Reihe von Barrieren – oder umgekehrt fehlende Brücken -, welche sowohl (alten) Menschen mit funktionalen Einschränkungen als auch an sich durchaus "fitten" Menschen ab einem gewissen Alter die Teilhabe erschweren.

Zu den Barrieren zählen unter anderem:

  • Körperliche Einschränkungen (Mobilität, Sinneseinschränkungen) verstärkt durch schlechte Witterungsbedingungen (Kälte, Glatteis, Hitze …) und fehlende Infrastruktur (Verkehrsmittel, Toiletten, …)
  • Mentale Einschränkungen (Scham, Ängstlichkeit z.B. im Verkehr), aber auch das Gefühl, aufgrund des Alters exponiert zu sein sowie Erfahrungen von Missachtung, Unverständnis, nicht ernstgenommen werden
  • Schwieriger Zugang zu Informationen über mögliche Betätigungsfelder
  • Mangelndes ehrliches Interesse an Menschen 80+ als Freiwillige seitens zivilgesellschaftlicher Organisationen sowie entsprechend mangelnde adäquate Koordination und Begleitung hochaltriger Mitarbeiter/innen innerhalb der Freiwilligen-Organisationen

Dabei wären positive Auswirkungen außerfamiliären Engagements auf Wohlbefinden, Gesundheit, Senkung von Risikofaktoren usw. nachweislich gegeben.

Was bringt das Engagement den Hochaltrigen? Und was bräuchte es dazu (vermehrt)?

Im Rahmen von "Active 80+"" aus der Literatur und aus Gesprächen entnommene Effekte sind insbesondere:

  • Aktives Engagement Hochaltriger führt zu einer Verbesserung der körperlichen, geistigen und emotionalen Verfassung.
  • Die Menschen fühlen sich gebraucht und merken, dass sie wichtig und fähig sind (Selbstvertrauen, Stolz auf die eigenen Leistungen).
  • Sie entwickeln neue Fähigkeiten, Gewinnen neue Freunde.
  • Freiwilliges Engagement kann wesentlich dazu beitragen, mit neuen Lebenssituationen und Verlusten zurechtzukommen.
  • Es verhindert Isolation - und lässt den alten Menschen auch das Alleinsein dann wiederum besser aushalten.

Als förderlich wurde unter anderem identifiziert:

  • Unterstützung in der Mobilität und Akzeptanz von funktionalen Einschränkungen sowie Hilfe bei technischen Dingen (Computer …) und Bereitstellung notwendiger Infrastruktur
  • Vernetzung mit anderen und gegenseitige Hilfe, aber auch Verpflichtung/Verbindlichkeiten, auch Verabredung bzw. Begleitung durch jemanden, der einen mitreißt – oft wichtig: ein Anstoß von außen: spüren, dass man gebraucht wird, persönliche Ansprache
  • Information über Möglichkeiten sich zu beteiligen: Angemessene Aktivitätsangebote und angemessene Formen der Ansprache - und Anerkennung für etwas, was man wirklich gut kann
  • Bereitstellung öffentlicher Mittel für Pilotprojekte, Bildung und Forschung sowie Bekämpfung der Altersdiskriminierung auf allen gesellschaftlichen Ebenen

Maßnahmen, um dies auszubauen bzw. die erforderliche Unterstützung bereitzustellen, erfordern Sensibilität, Empathie, personelle Ressourcen, organisatorische Veränderungsbereitschaft, Zeit und Geld.

Da tauchen dann ganz schnell Fragen auf, wie: Lohnt sich das denn? Macht es "genügend" Sinn, hochaltrige Menschen zu ermutigen, vielleicht auch zu unterstützen, dass sie sich in Organisationen integrieren?

Oder sie darin zu bestärken und dabei zu begleiten, sich auf anderen Wegen an der Gestaltung ihres persönlichen, sozialen, kulturellen … Lebensumfelds zu beteiligen und selbst gewählte Vorhaben umzusetzen?

Synthese/Ausblick: Vom Mehrwert bedeutungsvoller Integration hochaltriger Menschen in das gesellschaftliche Tun

Sinn kann nicht quantifiziert werden, er ist eine eminent qualitative Kategorie. Aber natürlich müssen sich Maßnahmen auch in diesem Bereich angesichts begrenzter Ressourcen auf die Frage der Effektivität abklopfen lassen.

Effektiv heißt, dass ein Ziel erreicht wird. "Effizienter Mitteleinsatz" ist dann gegeben, wenn dieses Ziel mit einem vertretbaren Aufwand erreicht wurde.

Ich wage hier die Hypothese, dass nicht nur die Bedeutung eines erfüllten Lebens für jeden einzelnen Menschen in die Waagschale gelegt werden müsste, sondern auch über diesen einzelnen Menschen und sogar über die spezielle Zielgruppe (80+) hinaus die möglichen Effekte auf die gesamte Gesellschaft in die Abwägung einzubeziehen wären.

Solche Effekte könnten sich z.B. im Hinblick auf das Alternsbild jüngerer Generationen ergeben: Ein positiveres, offeneres Bild vom Altern wirkt sich auf den persönlichen Horizont und die Befindlichkeit auch schon in jüngeren Jahren aus. Und ermutigt gleichermaßen zu langfristigen Visionen wie auch späten Kehrtwendungen (die sich durchaus rentieren können, wenn das Leben noch ganz schön lange kräftig weitergeht).

Auch geht es um das Entwickeln von Kompetenzen in Richtung Achtsamkeit, Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme – Fähigkeiten, Haltungen und Charaktereigenschaften, welche von hohem kulturellem Wert sind.

Letztlich könnte eine solche Erweiterung des sozialen Raums vielleicht auch ein wenig zur Überwindung allzu ökonomistisch geprägter Auffassungen von Effektivität und einem neuen Verständnis der "Leistungsgesellschaft" beitragen:

Nicht Leistung als Ergebnis (betriebswirtschaftlich verstanden) und gemessen in marktwirtschaftlichen Kategorien würde dann am meisten "zählen", sondern Leistung als sozialer Prozess in Raum und Zeit: inhaltlich wertvoll und menschlich beglückend.

Mag.a Claudia Gröschel-Gregoritsch, MPH; Österreichisches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Gesundheits- und Soziale Dienste

 

Literatur

  • [1] Österreichische Plattform für Interdisziplinäre Alternsfragen (ÖPIA): Österreichische Interdisziplinäre Hochaltrigenstudie 2015
    Zusammenwirken von Gesundheit, Lebensgestaltung und Betreuung 1. Erhebung 2013 / 2014, Wien und Steiermark
    PDF
  • [2] A.o. Univ.-Prof. Dr. Josef Hörl: Gewaltschutz für ältere Menschen Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, 2015
    Befragung von Expertinnen und Experten über Möglichkeiten und Hindernisse bei der Umsetzung gesetzlicher Regelungen in Österreich
    PDF, 3 MB
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