Einleitung: Fachwissen zum Thema Gewalt mit dem Fokus auf Familie und den sozialen Nahraum

Gewalt hat viele Gesichter und kommt in unserer Gesellschaft in den unterschiedlichsten Bereichen vor. Familie und Partnerschaft ist der zentrale Ort an dem Menschen Gewalt erleben (Demant & Andresen 2022, Haller 2021, Andresen et al. 2019, Lamnek et al. 2012, Kapella et al. 2011, Loidl 2013, Godenzi 1996). "Nach allem, was wir wissen, sind die häuslichen vier Wände in den meisten Gesellschaften der gefährlichste Ort, insbesondere für Frauen und Kinder", wie es Ferdinand Sutterlüty (2020: 93) auf den Punkt bringt.

In der Forschung als auch im öffentlichen Diskurs werden häufig spezifische Gewaltformen und Gewaltsituation in das Zentrum der Aufmerksamkeit gesetzt. Dieser Sichtbarkeitsbias führt dazu, dass gewisse Gewaltkontexte, und somit auch Betroffene von Gewalt, nicht sichtbar werden sowie Forschung und öffentlicher Diskurs diese Bereiche kaum oder gar nicht beleuchten. Die Schweigsamkeit des sozialen Umfeldes zeigt sich somit als "Schweigsamkeit der Gewalt" (Hartmann & Hoebel 2020). Diese Schweigsamkeit hat 2 Seiten: Einerseits im wörtlichen Sinne, dass man nicht darüber spricht bzw. nicht darüber sprechen möchte. Andererseits die Schwierigkeit dieses Schweigen über das was im Verborgenen geschieht, in der Forschung sichtbar zu machen. Machtbeziehungen innerhalb dieser Beziehungen schränken das Sprechen darüber ein und gesellschaftliche und kulturelle Normen legen den betroffenen Personen einen "Sprechverzicht" auf (Hartmann & Hoebel 2022: 75). Dieses Schweigen trifft vor allem auch auf die häusliche und familiale Gewalt zu (Andresen et al. 2019, Hartmann & Hoebel 2022).

Um das Schweigen in Bezug auf die familiale Gewalt zu durchbrechen, sollen einige Bereiche exemplarisch für die vielen Gesichter von Gewalt in der Familie und in Partnerschaften etwas näher beleuchtet werden. Familie umfasst dabei Gewalt durch Eltern, Geschwister, Verwandte jeglichen Verwandtschaftsgrades, Partner:innen, Ex-Partner:innen sowie Stief- und Pflegeverhältnisse, aber auch Personen aus dem nahen sozialen Umfeld (z. B. Freunde der Familie, enge Bezugs- und Vertrauenspersonen).

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