Fortbildungen für Personenbetreuende – Eine Win-Win-Geschichte

Im folgenden Beitrag erzählt Christiane Massimo vom Bildungshaus Batschuns die Erfolgsgeschichte von der Ideenfindung bis zur Umsetzung und Zukunftsaussicht von verschiedenen Angeboten mit Kooperationspartnern für Personenbetreuende in Vorarlberg.
Autorin: DGKPin Christiane Massimo, Bildungshaus Batschuns, zuständig für die Bereiche rund um die Pflege daheim, DEMENZ TANDEM und Plattform gegen die Gewalt in der Familie – Bereich ältere Menschen; organisiert Vorträge, Seminare und Beratungsformate
Thema Juni 2025

Wie es dazu kam
Es war Frühjahr 2021, wir alle befanden uns noch in der Corona Pandemie. Ich traf bei wunderschönem Frühlingswetter die Leitung einer Vermittlungsagentur für Personenbetreuungen in Vorarlberg in unserem sonst menschenleeren Bildungshaus, da alle anderen Veranstaltungen abgesagt worden waren.
Wir entwickelten verschiedene Ideen zur Verbesserung der Betreuungssituation, die Personenbetreuende, wir nennen sie "24-Stunden-Pflegende", und somit auch die Familien, zu deren Unterstützung sie eingesetzt werden, nützen könnten. Wir waren uns dabei bewusst, mit welchen Herausforderungen die Betreuenden konfrontiert werden, wenn sie den Auftrag zur Pflege oder Betreuung eines (zumeist älteren) Menschen annehmen.
Überfordernde Situationen im Alltag von Personenbetreuenden
Genauso wie auch pflegende Angehörige, die ohne pflegerische Ausbildung in die Situation kommen Betreuung und Pflege übernehmen zu müssen, betrifft es oft auch Personenbetreuende. Viele verfügen tatsächlich nur über eine Heimhilfeausbildung. In der Praxis werden sie allerdings in der 24-Stunden-Pflege von Personen eingesetzt, die oft multimorbid sind, also an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden, und von denen viele zusätzlich an Demenz erkrankt sind.
Die Bezeichnung als "24-Stunden-Pflegende" ist allerdings in diesen Fällen irreführend, weil dadurch zum Einen eine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit suggeriert wird, die tatsächlich nicht gewährleistet werden kann. Zum anderen führt die Bezeichnung "Pflege" in die Irre: Personenbetreuung umfasst keine medizinische oder pflegerische Tätigkeit. Diese bleibt Fachkräften der mobilen Dienste der Hauskrankenpflege und Ärztinnen und Ärzten vorbehalten. Personenbetreuende haben Anspruch auf Ruhezeiten, die individuell zusammen mit den Familien bestimmt werden können. Wenn Angehörige nicht in der Nähe wohnen oder aus anderen Gründen zur Unterstützung der Pflegenden eingebunden werden können − was oft der Fall ist − kann es durch situationsbedingt entfallende Pausen zusammen mit der großen Verantwortung zur Überforderung kommen. Die Folgen sind Schlafstörungen, Erschöpfung und Stress. Blockdienste von mehreren Wochen und Sprachbarrieren tragen weiter zur Verschlimmerung der Negativeffekte bei.
Begegnung und Austausch als Kraftquelle
Vor diesem Hintergrund entwickelten wir verschiedene Ideen, wie zum Beispiel die Begegnungscafes Vorarlberg, die inzwischen in vielen Gemeinden entstanden sind. Die Gemeinde Brand nahmen wir dabei zum Vorbild, die eine solche Einrichtung schon seit einigen Jahren für die im Tal lebenden Personenbetreuenden anbietet. In den Begegnungscafes können sich die Betreuenden gemütliche bei Kaffee und Kuchen treffen und austauschen. Manchmal organisierten sie Impulsvorträge, z.B. zum Thema Demenz oder praktische Inputs zum Einsatz etwa von Kinästhetik (schonende Bewegung von zu Pflegenden).
Wertschätzung durch Fortbildung
Mehrere Jahre haben wir in Kooperation mit der Agentur Seminare zu Demenz angeboten. An die 160 Personenbetreuende wurden informiert und geschult, mit verschiedenen Ausprägungen von Demenz und den Auswirkungen umzugehen. Das große Engagement und Interesse der Teilnehmenden hat ein deutliches Zeichen dafür gesetzt, mit wie viel Geduld und Herzblut sie ihre tägliche Arbeit meistern. Schwierige und herausfordernde Situationen im Umgang mit Menschen mit Demenz wurden besprochen. Offenkundig wurde dabei ebenfalls, wie vielfältig die Herausforderungen der Personenbetreuenden tagtäglich sind.
Mit großer Freude und Stolz haben die Teilnehmenden nach dem Abschluss der Seminare ihre Bestätigungen in den Arbeitsalltag mitgenommen, eine Wertschätzung ihnen und ihrer Arbeit gegenüber.
Offen für die Zukunft
Neuentwicklung in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Vorarlberg
Seit 2025 bieten wir nun für alle Personenbetreuungen im Land verschiedene Seminare zu den Themen: Demenz, Palliative Care (Begleitung und Pflege in der letzten Lebensphase) und Kinästhetik (Bewegen von Pflegenden) an. Auch die Agenturen, die Betreuende vermitteln, haben Interesse an Fortbildungen bekundet.
Die WKO Vorarlberg hat ihrerseits viele Angebote für Personenbetreuende, die auf ihrer Website in vielen Sprachen zur Verfügung stehen:
- Beratung & Information zu Gründung, Steuern, Pensionen, Ruhend und Wiederbetriebsmeldungen
- Online Angebote: Sprechstunden zum Thema Steuern, Pension aber auch zu Demenz (in mehreren Sprachen)
- Bildung & Weiterbildung: Förderprojekt BEWEGEN.BILDEN.WACHSEN – BildungPlus, das vielfältige Weiterbildungsformate ermöglicht
- Erste Hilfe Kurse für Personenbetreuende und Deutsch - Sprachkurse
Gewaltprävention durch Fortbildungen und der Austausch untereinander
Die Betreuenden erlernen durch Aneignung der theoretischen Grundlagen und praktische Übungen die Fähigkeit eine Situation richtig einzuschätzen. Im Austausch miteinander teilen sie Erfahrungen, die sie in ihren Betreuungsalltag integrieren können. Durch adäquate Intervention in herausfordernden Situationen können sie auf potenzielle Gefahrensituationen und Grenzüberschreitungen reagieren und idealerweise deeskalieren. Wichtig dabei ist, dass auch andere mobile Dienste mit an Bord sind, sodass sich Betreuende nicht alleine gelassen fühlen und Ansprechpersonen in Problemsituationen haben. Es braucht tatsächlich ein ganzes Netz um Menschen daheim zu unterstützen.
So hoffen wir in einem guten Miteinander mit den Personenbetreuungen und Agenturen, Inputs durch Wissen und Erfahrung vermitteln zu können. So können wir zusammen mit den mobilen Diensten positiv in die Zukunft blicken. Denn es ist klar, ohne die Betreuungen würde die Betreuung und Pflege daheim kaum mehr funktionieren! Ein Umgang in gegenseitigem Respekt aller Beteiligten ist die beste Krisenprävention!
Es gibt aber noch viel zu tun, um die Personenbetreuungen weiter zu stärken, indem sie sozial integriert und sensibilisiert werden, weitere spezifische Qualifikationen erwerben und so die Lebensqualität und Würde von älteren Menschen ‑ unseren Angehörigen ‑ in der Betreuung zu Hause zu sichern.
Gesprächsgruppe für betreuende und pflegende Personen von Menschen mit Demenz
Dauer: 2 Stunden (14 bis 16 Uhr)
Termine:
- 2. Juni 2025 in Bludenz
- 26. Juni 2025 in Batschuns
- 18. September 2025 in Batschuns
- 21. Oktober 2025 in Batschuns
Weiterführende Informationen
- Bildungshaus Batschuns: Pflege daheim Bildungshaus Batschuns: Pflege daheim
- Bildungshaus Batschuns: Veranstaltungen Bildungshaus Batschuns: Veranstaltungen
- WKO Vorarlberg: Video-Schulungsreihe "Erwin erklärt - Betreuung von Demenz Patient:innen" WKO Vorarlberg: Video-Schulungsreihe "Erwin erklärt - Betreuung von Demenz Patient:innen"